Barbara Graf, Ostara 2011
Um die Trauer und die Wut, die Ohnmacht über den erneuten GAU zu
leben und zu überwinden schreibe ich:
für eine wiederanbindung
mich schuettelt vor kaelte
und angst,
ich koche vor wut, schaeume
ueber im unverstaendnis,
das herz schwappt, die
traenen unaufhoehrlich fliessen mit dem regen gleichzeitig :
der himmel weint,
die erde fahl vor schreck,
in den tiefen der hoehlen
endloser widerhall des unsagbaren.
das von abgespaltenen
menschen geschaffene gift kriecht ohne warnung, teilt, zerstoert,
langsam, stetig, setzt das rad der zeit ausser kraft
das von abgespaltenen
menschen gemachte gift umhuellt den wahn des wohlstandes, bringt
deformierte gestalten hervor, versiecht wasser, erde, feuer,
luft und leben
laengst wissen davon die
wesen der luft, die voegel , bienen und spinnen, laengst wissen
davon die wesen der erde, die wuermer, die schlangen und hasen,
laengst verschlug es die sprache der wesen der meere, der
delfine, der schildkroeten und octopusse
Erdmutterkugel, grosses
wunder von dem ich ein kind bin, ich bitte Dich:
vergib mir alle handlungen,
die ich aus unwissenheit , arroganz oder eitelkeit gegen dich
tat und immer noch tue, vergib mir wo ich aus faulheit nicht
aufbegehrte, vergib mir wo ich aus feigheit mit dabei bin das
leben von dir abzuspalten.
Grosse Mutter allen Lebens
und aller Seelen, mit deiner hilfe suche ich zu kitten, zusammen
zu naehen, grund zu schaffen, fuer deine wesen, alle meine
schwestern und brueder, die voegel, bienen und spinnen, die
wuermer, schlangen und hasen, die wale, schildkroeten und
octopusse.
Traegerin der heiligen
Lebenszyklen, ich danke Dir, fuer die kraft und die klarheit,
den sinn immer wiederzufinden gegensteuer zu bieten:
mit festem schritt moechten
meine fuesse die steine beruheren, ohne blut an den haenden
sollen die samen von mir in die erde gelegt werden, reinen
herzens sollen meine gespraeche mit den baeumen sein, ein schoss
voller dankbarkeit und freude soll deine koestlichkeiten im
empfang nehmen duerfen, klare fenster sollen meine augen sein
fuer meine kinder, die die wahrheit aus meiner seele kennen und
gerade soll mein rueckgrat einstehen fuer eine wiederanbindung
an das grosse wunder des lebens.
Auf dass, das
Leben wieder Grund findet:
Dieses Jahr
habe ich, als im Tierkreiszeichen Stier Geborene, die Aufgabe,
meine Vision für mein Lebenswerk zu formulieren. Diese soll ich
noch vor Ostara dem Kreise gleichgesinnter Schwestern und
Brüdern kundtun, damit die Realisierung auf fruchtbaren Boden
fällt und das Visionssaatgut gleich zu keimen beginnen kann.
Ich erkenne das Patriarchat mit all seinen direkten und
indirekten Folgen als den Sündenfall der Geschichte. Ich
engagiere mich dafür dem Chaos aus Kriegsgebrüll, ökonomischem
und sozialem Unrecht, atomarer, gentechnischer und
elektronischer Verseuchung, Missbrauch und Ausbeutung,
Logos-zentrierter Wahrnehmungs- und Ego-zentrierter Lebensweise
bewusst abzusagen.
Ich sehe bewaldete und satt begrünte Kanarische Inseln.
Ausgeglichene und reife Ökosysteme beherbergen millionenfaches
Leben: Baumriesen mit unbändiger Wurzelkraft überragen
Fruchtweiden, Wiesenmeere, Buschhaine, Farnzimmer,
Wurzelfrüchte, Käuterwirbel. Bienen singen das Lied der ewigen
Liebe, streicheln ihre haarigen Körperchen über samtweiche
Blüten, Vögel schwingen im Wind, Würmer massieren unermüdlich
die Erdenhaut. Stetig spiralige Kreisläufe sind mannigfaltig und
hundertfach untereinander verwoben. Wolken sammeln sich und
ergießen ihr kostbares Gut. Sonnenkraft lässt die Feuchtigkeit
des Lebens entstehen, die sich wiederum in Wolken sammelt.
Quellen reinen Wassers ergießen sich aus dem Gestein, sammeln
sich in Bächen: Amrita, Segen aus ihrem tiefsten innern vermengt
sich mit den Wogen, die die Klippen begrüßen. Die Küstenregion,
Mutter Meer, erholt sich. Delfine spielen und singen das Lied
des Lebens, Schildkröten bringen hier in Stille und köstlichem
Friede ihre Brut ans Licht, Tintenfische schweben, ihre weichen
üppigen Leiber zelebrierend, in den unendlichen Tiefen der
reinigenden Dunkelheit der See.
Ich sehe die Gesundheit sich ausbreiten: Getragen vom Westwind
nährt die Feuchtigkeit das Festland von Afrika, getragen von den
Vögeln fallen Samen auf fruchtbaren Grund. Ausgeglichene und
reife Ökosysteme beherbergen millionenfaches Leben: höchste
Reichhaltigkeit an Düften, Farben, Formen, in vollendeter
Schönheit und Virtuosität. Mutter Erde erholt sich und mit ihr,
alle von und in ihr Lebenden, können atmen, tanzen und sich
wieder in gesunden, kräftigen Leibern mit frohen Herzen und
spielerischem Geist inkarnieren.
Ich sehe Gesellschaftsformen, die sich, analog zu ausgeglichenen
und reifen Ökosystemen, über Jahrtausende erhalten und stetig
friedvoll aus sich selbst erneuern können.
Die Menschen wohnen in solide gebauten, einfachen Häusern aus
Stein, Holz, Lehm, Bambus, Stroh. Die Häuser gruppieren sich in
Dörfern oder kleinen Städten. Das Land und die Häuser gehören
allen.
Der Umgang mit allen Elementen ist sorgsam. Das Wasser wird
gehegt, gesammelt, möglichst wenig benutzt, gereinigt und dem
Kreislauf zurückgegeben. Die Erde wird sanft bearbeitet, bedeckt
und geschützt. Die Luft wird rein gehalten und das Feuer geehrt.
Die Elemente sind Lebensgrundlage und Segen, nicht etwa
Bedrohung, sofern sie von den Menschen verstanden werden, selbst
heil und in ihrer vollen Kraft sind.
Entscheidungen werden auf Konsensbasis gefällt und von allen
mitgetragen. Alle tragen Verantwortung für sich und die ganze
Gemeinschaft. Wissen und Kenntnisse werden fortwährend erweitert
und an alle großzügig weitergereicht. Ebenfalls stehen sämtliche
Güter allen zur Verfügung. Sie werden von den ältesten und
weisesten Frauen, die von der Gemeinschaft für diese Ämter im
Konsensverfahren gewählt sind, verwaltet. Die Menschen fühlen
sich geschützt und geliebt, ihre Grundbedürfnisse sind erfüllt.
Daher sind sie gerne bereit zu teilen und auszutauschen. Die
Frauen tragen maßgeblich das Wissen um die Zyklen von Leben,
Sterben und Wiedergeburt, Rituale zu Übergängen und
Initiationen, Geburtshilfe, Rituale zur Ehrung der Ahninnen und
Ahnen, zur Erkennung und Stärkung der Elemente, Erstellen des
Mondkalenders, Rituale der Jahreskreisfeste, Heilkunst, Sammeln
und Vermehren von Saatgut, Kommunikationskultur, fairer Handel,
Garten- und Ackerbau, Bewässerungskunst, Schiffsbau, Navigation,
Architektur, Theater und Tanz, Zubereitung und Lagerung von
Nahrungsmitteln. Die Männer tragen maßgeblich das Wissen um die
Herstellung von Geräten, Schmuck und Kunsthandwerk, Web- und
Färbetechniken, Herstellung von Wolle, Baumwolle, Flachs,
Kleidung, Töpfen, Baumschulen, Baumpflege, Bienenpflege, Pflege
von Würmern, Hühnern, Ziegen und Schafen, Dienst am Wetter,
Spiele, Musik, Poesie, Zubereitung und Lagerung von
Nahrungsmitteln.
Es gibt keine Waffen gegen das „eigene Volk“, keinen
Erzwingungsstab, kein Gefängnis, keinen Raubbau, keine
Vergewaltigung, also auch keine Prostitution, keine Gewalt. Es
gibt keine Waffen gegen „andere“, kein Töten und keine Produkte
oder Technologien, die nur mit Waffengewalt ergattert werden
können wie z.B. Mobilfunktelefone, Gas, Erdöl, Gen- resp.
Atomtechnologie.
Sollte einmal Wut, Hass, Eifersucht oder Neid aufkommen, zieht
sich der verantwortungsbewusste Mensch zurück und gibt diesen
Gefühlen Ausdruck in dem er z.B. auf einen Strohsack haut, bis
er das Gefühl wirklich kennt und er es für sich tragen kann.
Es gibt keine Konkurrenz. Die Menschen sind einander
Unterstützung und Inspirationsquellen Sie arbeiten in Gruppen,
unterschiedliche Erkenntnismethoden und Erfahrungsgründe
ergänzen sich und bereichern alle Beteiligten.
Die Frauen sind den Männern Mütter, Schwestern und Geliebte, sie
stehen helfend und beratend, liebend und ehrend in voller Kraft
und Größe in der Gemeinschaft. Die Frauen sind den Frauen
Schwestern, Mütter, Töchter und eventuell auch Geliebte. Sie
feiern gemeinsam ihre Menstruation, die lebenserhaltenden
Kräfte, die gesteigerte Intelligenz und hohe Kreativität, die
diese mit sich bringt. Sie feiern die Schwangerschaft, die
Hellsichtigkeit und Hellhörigkeit, die in diesem Zustand
erfahren werden. Frauen feiern gemeinsam die weisen Jahre, die
Intuition, Kreativität, angereichertes Wissen, Gelassenheit,
hohe Urteilskraft und Gerechtigkeitssinn, die diese Jahre in
sich bergen. Die Männer sind den Frauen Brüder, Söhne und
Geliebte, sie stehen helfend und beratend, liebend und ehrend in
voller Kraft und Größe in der Gemeinschaft. Die Männer sind den
Männern Brüder und eventuell auch Geliebte. Frauen und Männer
unterstützen die Gebärende, während sie neues Leben aus ihrem
Leib presst. Alle feiern die Geburt neuen Lebens mit Kerzen,
Tänzen, Düften, Gelagen, Gesängen. Frauen und Männer begleiten
die Kranken und Sterbenden und stehen einander mit Trost bei.
Die Kinder erfahren Schutz, Geborgenheit, Ehre, Liebe, von jeder
Seite der Gemeinschaft. Ihre hohe Kreativität, enorme
Lebenslust, die Lust zu lernen, zu experimentieren und die
Fähigkeit zu vergeben, werden gerne gesehen, gefördert und
gefeiert.
Es gibt kein Exponentielles Wachstum, die Währungen sind nicht
an Zins aber an eine Umlaufsicherungsgebühr geknüpft. Die
Ausgleichs- und Subsistenzwirtschaft bringen Fülle, Freude, und
hohe kulturelle Leistungen wie Nachhaltigkeit, Friede und
Aufrichtigkeit. Jeder Mensch, auch Behinderte, Kranke und ältere
Menschen, findet anregende Aufgaben, die seinen Fähigkeiten und
Talenten entsprechen.
Geschult wird in täglichen Atem- und Körperübungen die innere
eigenleibliche Intelligenz. Denn wer sich selbst wahrnimmt, kann
auch andere wahrnehmen. So geht Keiner satt, solange noch eine
Andere hungert. Schmerzen des Anderen werden gefühlt, so wie
wenn aus den Brüsten einer Mutter augenblicklich Milch schießt,
wenn sie ein schreiendes Baby hört, auch wenn es nicht „ihr“
Baby ist. So leidet Keine, ohne dass sich nicht die Anderen
ernsthaft darum kümmern. Es steht Keine schutzlos da, während
die Anderen rationalisierend und patriarchal gepanzert diese
Auslieferung zulassen. Geübt werden in täglichen
Körperenergetischen Übungen und entsprechenden Ritualen die
Eigenverantwortung und das Erkennen der wahren Motive.
Ich sehe die Gesundheit sich ausbreiten: Getragen von Menschen,
deren leitende, innerleiblich erfahrene Moral die Liebe zu sich
selbst, das Mitgefühl, die Aufrichtigkeit, der Konsens, das
Miteinander, die Schönheit in allen Dingen, die Ausgewogenheit
und die Ehre dem Lebendigen sind, erfährt das über Jahrtausende
erprobte Gesellschaftssystem Matriarchat neuen Grund.
Ausgeglichene und reife Matriarchate, beherbergen
millionenfaches Leben: höchste Reichhaltigkeit an Düften,
Farben, Formen, in vollendeter Schönheit und Virtuosität. Die
Menschen erholen sich, sie können atmen, tanzen und sich wieder
in gesunden kräftigen Leibern mit liebesfähigen Herzen,
Lichterfüllten wohliglachenden Bäuchen und mitfühlendem, wachem
Geist inkarnieren.
Ich engagiere mich dafür, dass das Leben wieder Grund findet:
Im Rhythmus der Mondin und der Erde, atme, tanze, singe ich,
zelebriere die Liebe, Zufriedenheit und Fülle, Respekt und
Würde, biete Ehre den Göttinnen, Ahninnen und den Elementen.
Täglich neu schule ich mit Atem- und Körperübungen meine innere
eigenleibliche Intelligenz. Ich praktiziere Natur-Weisheitlichen
Garten- Acker- Haus- und Städtebau, ganzheitliche Heilkunde und
verantwortungsbewusster Wetterdienst, pflanze täglich neu,
forste auf, sammle Saatgut, tausche aus, bilde weiter, lehre und
lerne, schaffe Kreisläufe, bereichere und verknüpfe sie. Ich
beobachte. Lasse geschehen, wo Leben ist, schreite ein, wo
dieses Schutz braucht.
Menschen die bereit sind, das Leben als Liebesbeweis der Mutter
Erde anzunehmen, inspirieren mich. Zwischen Schwestern und
Brüdern, die ähnliche Visionen haben entstehen Geflechte, in
denen ich mich bewege. Ich ehre Menschen, die mit ihrem Leben,
ihrem Tun, ihrer Forschung und ihrem Engagement zeigen, dass
diese Vision auf fruchtbarem Boden gedeihen kann. Diese sind u.a.
:_Arundathi Roy_Wangary Maathay_Las Arpilleristas_Luisa
Francia_Amy Frida Rechsteiner_Erich Alfred Graf_Aun San Suu
Kyi_Heide Göttner-Abendroth_Bernd Senf_Marija Gimbutas_Die
Zapotekas von Juchitán_Rigoberta Menchú_Iris Gerda
Montigel_Sappho_Die Hoppis_ Annegret Stopczyk_Virginia
Woolf_Mayonah Roza Bliss_Sabine Lichtenfels_Lucienne Lunaluz
Müller_Kim Byat_ Julian Emanuel Graf_Die Mütter der Plaza de
Mayo_Magarete Schütte-Lihotzki_Die Cunas_Die Mosuo_Ida
Kerkovius_Shigeru Ban_Marian Valentino Graf_ Rosemarie
Blättler_Viktor Schauberger_Masanobu Fukuoka_Die
Bananenfrauen_Frida Kahlo_Sophie Scholl_Hannah Arendt_Thich Nhat
Hanh_Eva Pierrakos_Margret Kennedy_Die Schamaninnen der
Irokesen_Susan Sonntag_Judith Huser Strub_Maria Thun_Alice
Schwarzer_ Zainab Ahmad_Simone Weil_Schifra und Pua_Agnes
Wabnitz_the 13 Grandmothers_Iris Murdoch_Joko Beck_Die
Tuareg_Gertrud Grunow_Die Trobriander_Brigitte Maine
Rothholz_Barbara Ankli_Dagny Kerner_ Starhawk_ Brendan Hoare_Die
Ainu_Jean Liedloff_the Sikhs_Diana Richardson_Mári Saeed_
Agnodike_
Für diese Vision stehe ich gerade, lasse sie atmen, tanzen,
singen, täglich neu. Barbara Elisabeth Graf, Tinizara 2010
Im
Ursprung ist das Leben und es enstammt dem Schoss der
Grossen Mutter.
Matricultura©- der Weg
und das Ziel ist das Lebendige
Am Anfang war die Kraft und sie ist weiblich.
Im Ursprung ist das
Leben und es enstammt dem Schoss der Grossen Mutter.
Matricultura initiiert und
begleitet die bewusste Wende: Die erwachende Weiblichkeit wird
zur wachenden Kraft. Matricultura ist eine kompromisslose
Wegbegleiterin in eine Lebens-Zentrierte Ur-Alte Zukunft und
eine Lust-Volle Gegenwart. (mehr zu Matricultura unter
http://www.matricultura.org/)
Die bewusste Wende: Die
Frage ist nicht mehr, was die Erde fuer Dich tun kann, sondern,
was Du fuer die Erde tust. Im Matricultura-Workshop formulierst
Du das persoehnliche Versprechen an die Erdmutterkugel.
Die Ausgangssituation:
Stell Dir vor: Du hast eine
schwerkranke Tochter in deinem Arm, Du weisst nicht, ob sie
ueberleben wird, aber Du weisst, dass Du alles tust, um ihre
Genesung zu foerdern. Du weisst auch, dass Du Deine
Weiblichkeit, das heisst: Deine Kraft, Kreativitaet und
Kompromisslosigkeit voll und ganz mobilisierst um Deine kranke
Tocher vor zusaetzlicher Belastung, Missbrauch und Ausbeutung zu
schuetzen. Du weisst auch wie Du den Heilungsprozess anregen und
unterstuetzen kannst. Und Du tust das alles im vollem
Bewusstsein und Selbst-Ver-Antwortung. Du hast dabei
Helferinnen und Austauschende: Hebammen, Heilerinnen,
Seherinnen, starke, mitfuehlende Schwestern und muettelich
mitarbeitende Brueder. Aber: Das Innere Wissen um Genesung und
das Aeussere Handeln im Einklang mit der grossen Ordnung ist
Deines.
Stell Dir vor: Mutter Erde
ist schwer krank. Nimm sie in Deine Arme. Du weisst nicht, ob
sie ueberleben wird. Du weisst, dass Ihr Leben und alles Leben
das sie immer wieder neu hervorbringt, jetzt Deinen Schutz und
unser aller Handeln braucht. Du bist jetzt bereit Deine erwachte
Weiblichkeit in eine wachende Weiblichkeit zu wandeln. Du kannst
Deine Kraft, Kreativitaet und Kompromisslosigkeit voll und ganz
mobilisieren um Mutter Erde vor Belastung, Missbrauch und
Ausbeutung zu schuetzen. Du weisst auch wie Du den
Heilungsprozess anregen und unterstuetzen kannst. Und Du tust
das Alles im vollem Bewusstsein und in Frauen-hafter
selbstver-Antwort-ung. Du hast dabei Helferinnen und
Austauschende: starke, mitfuehlende, spinnende , webende,
heilende, sehende, Traum-singende Schwestern, muetterlich
mitziehende Brueder, Baumpaten und Bienentaenzer. Und: Das
Innere Wissen um Genesung und das Aeussere Handeln im Einklang
mit der grossen Ordnung fuehrt Dich zu innerer Ruhe, liebevoller
Gewissheit und Klarheit, erfuellt Dich mit un-verschaemter
Freiheit, ueberschwaenglicher Freude und tiefer Lust. Denn das
Leben ist der Sinn: Im Ursprung ist das Leben und es enstammt
dem Schoss der Grossen Mutter und am Anfang war die Kraft und
sie ist weiblich.
Das Versprechen, die
Vision: Ich bitte Dich, eine Jede von
uns, im Laufe des
Frauenkongresses in sich zu horchen
und die Stimme der Grossen Mutter wahrzunehmen. Die Vortraege,
Taenze, das Zusammensein, die Kunst, das Singen und die
Workshops werden Dir helfen, tiefer in Deine er-wachende
Weiblichkeit einzutauchen. Ich bitte Dich, eine Jede von uns,
zum Ende des Kongresses eine Vision zu formuliern oder zu
zeichnen:
- Wie siehst Du das
Leben wieder eingebettet und geehrt im Schoss der Grossen Mutter
?
- Wer bist Du im Alter
von 84 Jahren, Du, die Mit-Schoepferin einer gesunden
Erdmutterkugel ?
- Welches sind Deine Handlungen im Laufe des
naechsten Jahres, Deine ersten /weiteren Schritte, um diese
Vision Wirklichkeit werden zu lassen?
Lebewesen sind Ausdehnungen
von Mutter Erde. Alles Lebendige, wir, Ihre Geschoepfe, sind
kleine „Zaepfchen: Ihre Finger, Haende, Arme, Zehenspitzen oder
Haare“. Sei es huepfend, fliegend , kriechend, schlaengelnd,
schwimmend, stetig stehend oder sanft wiegend: so beruehren wir
sie, massieren wir Ihre Haut, atmen mit Ihr mit. Schreite ich
entlang der Konturen eines weichen Huegels, so ist es, wie wenn
ich mit den Fingerbeeren ueber meine Brust hauchte. Wiege ich
meine runden Hueften im warmen Sand, durch Buschwerk, ueber
Felder, so ist es, wie wenn Ihr Atem mich hin- und
her-schaukelte. Stuerze ich meinen nackten Koerper in die
tosenden Wogen Ihres Schosses, so ist es, als ob Sie in mein
Herz tauchen koennte Mut, Kraft und Mitgefuehl lehrend. Als
Ihre Ausdehnung weiss ich um die Verbundenheit, die
Orientierung, die Verantwortung: behandle ich Mutter Erde und
alle Ihre Geschoepfe liebevoll und mit Ruecksicht, so tue ich
das auch mit mir.
Deshalb suche ich bewusst
den Ausstieg aus dem Zerstoerungsrad des patriarchal gepraegten
Weltenbildes. Ich bewege mich schrittweise hin zum Lebendigen,
hin zu einer hoechstbiodiversen Gesellschaft in Balance.
Eine MATRICULTURA
–VISION
Im Alter von 84 Jahren bewege ich mich taeglich im „Mantravida“
am Eingang zum Mutterhaus. Dabei beruehre ich mit jedem Schritt
die Erde, segne, empfange, singe: Ein Tanzgebet, eine Meditation
nach uralter Weise. Mit und neben mir huepfen Kinder, schreiten
Schwestern, Muetter, Toechter, Geliebte gemaechlich aus, wiegen
sich Brueder, Soehne, Schwesterbrueder, Geliebte im Rhytmus des
Gesangs: so sind wir, der Matriclan von Tinizara: eine Kette von
einzelnen leuchtenden „Kugeln“. Wir tanzen bis wir voll sind mit
Lebenskraft und der Weisheit der Elemente. Gestaerkt ziehen wir dann zu
unseren Tageswerken weiter. Wir stellen das Leben ins Zentrum unserer
Taetigkeiten, ob Nahrung, Kleidung, Hausbau, Wasserschutz,
Bienenpflege, Energiegewinnung, immer steht das Leben im Zentrum, nicht
das Geld und nicht der Gewinn. Regio- „Geld“ ist wieder ein
echtes Tauschmittel, Zins, Zinseszinsen, Wachstum und Verschuldung
gehoeren vergangenen patriarchalen Gewaltstrukturen an. Clan-oder
Mutterhaeuser werden gemeinsam gebaut, weder Haus noch Land kann
verkauft noch besessen werden. Das Kunst-Handwerk ist laengst wieder
ein Teil des Alltags geworden. Was wir fuer Pflanzen, Tiere und
Menschen brauchen, stellen wir aus regionalen Resourcen vor Ort her und
tauschen je nach Bedarf mit anderen Matriclans der Insel und auch
darueber hinaus. Wir verschenken mit Freude und konsumieren mit
Bescheidenheit. Wir bewegen uns zu Fuss, mit Eselinnen und
Papyrusbooten. Die Tage werden mit den Rhythmen der Mondin gelesen, die
Stunden mit der Sonne, denn die Uhr gehoert vergangenen patriarchalen
Machtverhaeltnissen an. Bei Konsensentscheidungen tragen Erde, Feuer,
Wasser, Luft und Lebensenergie, jede Tier- und Pflanzenart , jeder
Mensch und jedes Oekosystem des hochbiodiversen Matriclans je eine
Stimme.
Im Alter von 84 Jahren
ziehe ich taeglich los mit kupferroter Hacke, weiss-wurzeligen
Baum-Setzlingen und Schwarzerde, um wiederum in die Zukunft zu
pflanzen. Erich, mein Geliebter und Schwesterbruder, begleitet
mich mit schwarzen Steinen, roter Sichel und weissen Baendern.
Wir gehen nicht mehr so schnell wie vor 40 Jahren, aber stetig
und guten Mutes. Lange Wege koennen wir gehen im Waldgarten, den
wir zur Gesundung der Grossen Mutter und fuer die Familien im
Dorf, den Wahl-Matriclan, ueber die vielen Jahre angelegt haben.
Nuss-, Frucht- Tannen-und Akazienbaeume, Legu-minosenbuesche,
Bluetenranken, Beerenpflanzen, Wurzelgemuese, Klee, Kraeuter,
Moose und Farne liefern bereits die Grundlage der Ernaehrung,
der Arbeit und des Friedens. Taeler, Ebenen und Berge sind so
wieder belebt. Viele Schwestern und Brueder weben gruene
Waldgarten- Guertel ueber die Erdmutterkugel, lassen sich von
Tieren und Pflanzen helfen und leiten. Die Delfine und
Schlidkroeten danken es uns, denn die Meer, der Schoss aus dem
alles Leben stammt, ist von guter Kraft durchstroemt.
Im Alter von 84 Jahren
mache ich mich zu den Mondtagen auf, den Kessel im Arm,
Schwestern im Kreise. Gemeinsam ziehen wir hin zu den Hoehlen
und segnen die Erde mit unserem Blut. Wir bemalen in freien
Zuegen die Waende der Hoelen, die Mutterschoesse aus deren
steinernen Quellen frisches Wasser gurgelt. Wir baden, entfachen
maechtige Feuer, sprechen zu den Winden und den Wolken. Unser
Frauen Blut, Menstruation und Geburt, das einzige Blut, das im
Frieden und Einklang mit der grossen Ordnung geflossen wird,
dieses Blut ehren und zelebrieren die Ahninnen der Zukunft.
Kriegsblut gehoert vergangenen patriarchalen Utopien an. Unsere
Geliebten, unsere Soehne, wissen um den Wert des Lebens, ehren
Schwangerschaft und Geburt, sie stellen das Lebendige ins
Zentrum Ihres Handelns, sie sind wie Muetter, auf dass
Matriclane, die Basis einer Gesellschaft in Balance, wiederum
ueber tausende von Jahren leben koennen, auf dass die Erde
gesunden kann!
Im Alter von 84 Jahren
bespanne ich den Webstuhl, beruehre Stoffe, spinne am Rad die
Wolle der Schafe und Ziegen, das Garn aus Leinen. Dabei denke
ich an die klaren Zeichen, die wundersamen Wege, die Kreuzungen,
an denen wir uns fuer das Leben entscheiden, die Grenzen, die
lehrreichen Begegnungen mit Steinen, Voegeln, Spinnen,
Froeschen, Baeumen , Blumen, Menschen, Taraschmetterlingen,
Hollekaefern, Gaiamelissas. Die zarten Beruehrungen, der
lustvolle Austausch, den Kampf , die Verzweiflung, die Trauer um
das Sterben, den Missbrauch, die Anklage und die
Widerspaenstigkeit, die Hoffnung, ich denke an das „Mantravida“.
Das Tanzgebet zur Klarheit, Orientierung und Wieder-Annabelung
zeichnet genau drei Wendungen:
Erste Wendung: Von
der Geburt in die weisse Zeit, die Kinder- und Jungendzeit, die
ungebannte Freiheit, Offenheit, Ehrlichkeit und
Un-Verschaemtheit, der Wissendurst und das spielende Lernen, das
Entdecken und Erfahren mit allen Sinnen. In dieser Zeit bringen
die Menschen die drei Lebens-Tragenden Faehigkeiten mit:
Vertrauen, Kooperation, Mitgefuehl.
Zweite Wendung: Von
den weissen Jahren in die rote Zeit, die hohe Schaffenskraft,
die Kreativitaet Mitschoepferin, Vorbild und Abbild zu sein vom
hoechsten gesellschaftlichen Wert fuer Frauen und fuer Maenner:
Muetterlichkeit. Die matriarchale Muetterlichkeit im
urspruenglichen Sinne: tiefgruendig Mit-Fuehlen, weitsichtig
Selber-Denken, grosszuegig Aus-Gleichen, eigenstaendig
Ver-Antworten, selbststaendig und im Sinne der Gemeinschaft mit
allem Leben Handeln, kreativ Konflikt-Loesen, im Konsens
Mit-Tragen. In dieser Zeit bringe ich die drei Lebens-Tragenden
Saefte hervor: weisse Milch, rotes Blut, schwarze Erde.
Dritte Wendung: von
den roten Jahren in die schwarze Zeit, die die Kraft der Liebe
voll und ganz zur Bluete bringt. Als Grosse Muetter und Grosse
Brueder bewachen sie die Mahnmale der ausbeuterischen
Verirrungen der vergangenen 6000 Jahre: die stillgelegten
Kernkaftwerke, die Graeber der Geschundenen, die Muellberge des
Konsumwahns. Als Haendlerinnen, Kunsthandwerkerinnen,
Lehrerinnen, Musiker, Geschichten-erzaehlerinnen, als
Baumpflegerinnen und Bienentaenzer, geachtet, in voller
Lebenslust und Wuerde begleiten sie die Matriclans rund um die
Ermutterkugel. In dieser Zeit gewaehren die Menschen die drei
Lebens-Tragenden Weisheiten : Toleranz, Humor und hochdiverse
Horizonte. Als Ahninnen der Zukunft wissen sie um den Tod und
die Geburt in eine erneute weisse Zeit.... so lehrte es uns die
Goettin, so lebt sie es uns vor, ein weiser Weg zur Klarheit,
Orientierung und Annabelung: ein Tanzgebet fuer Mutter Erde. Im
Alter von 84 Jahren bewege ich mich taeglich im „Mantravida“ am
Eingang zum Mutterhaus. Im Alter von 114 Jahren huepfe ich
froehlich drin herum.
Barbara Elisabeth Graf,
Tinizara, im neunten Mond, der Mond der Nymphe, 2011
“Mantravida” Tinizara
entstand auf Grund der Ergebnisse der langjaehrigen
Forschungsarbeit der Matriarchatsforscherin Li Shalima. Li
arbeitet bei ALMA MATER,
http://www.alma-mater-akademie.de/,
“Nymphen sind unsere Toechter vor der ersten
Menstruation. Die freien jungen Frauen, die mit der Erotik eins
sind, die fliessen und tanzen koennen. ” aus Mond-Tann-Magie von
Luisa Francia
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